Der Hohe Ziegspitz
Willkommen zurück bei Wandern mit Dr. Sebastian Voigt! Beim letzten Mal habe ich Euch den höchsten und vermutlich bekanntesten Berg Deutschlands vorgestellt, die Zugspitze. Ich vermute mal, dass nicht wenige von Euch beim Lesen des Titels dieses neuen Wandertipps an genau diesen Gipfel denken mussten. Diesmal soll es allerdings nicht um die Zugspitze gehen, sondern um den Hohen Ziegspitz – quasi den unbekannteren Underdog mit einem ganz ähnlichen Namen.
Der Hohe Ziegspitz ist 1864 Meter über NHN hoch und gehört zu den Ammergauer Alpen in Bayern. Der Begriff Ziegspitz leitet sich hier nicht, wie man zunächst vermuten könnte, von der Ziege ab, sondern von den Zügen – ein Begriff für Lawinenstriche, der auch bei der berühmten und bereits erwähnten Zugspitze genutzt wird.
Der westlichste Gipfel der Kramergruppe bietet einen fantastischen Ausblick wie auch die Möglichkeit zu idyllischen, in etwa mittelschweren Bergwanderungen und Rundtouren. Wanderneulinge mit geringerer Kondition könnten vom Auf- und Abstieg etwas überfordert werden, fortgeschrittene Menschen mit etwas Erfahrung im Bergwandern sollten den Hohen Ziegspitz allerdings problemlos bewältigen können.
Der Berg liegt westlich des berühmten Skiorts Garmisch-Partenkirchen, südlich liegen der Eibsee sowie die Zugspitze an der Grenze von Deutschland und Österreich. Im Gegensatz zu dieser und dem Nachbarberg des Hohen Ziegspitz, dem Kramer, wird dieser von weniger Menschen frequentiert, bietet allerdings ebenfalls einen atemberaubenden Ausblick auf die gegenüberliegende Zugspitze.
Ziegspitz statt Zugspitz
Beim Auf- und Abstieg am Hohen Ziegspitz müssen etwa 1100 Höhenmeter überwunden werden. Eine komplette Tour nimmt – ohne Pausen – etwa 5,5 Stunden in Anspruch. Für den Aufstieg brauchen erfahrenere Wanderer etwa 3 Stunden, der Abstieg verläuft mit knapp 2,5 Stunden etwas schneller. Eine adäquate Wanderausrüstung, allen voran geeignete und bequeme Wanderschuhe beziehungsweise Bergstiefel, ist dabei Pflicht.
Auf einer Höhe von 1592 Metern, etwa eine Wanderstunde vor dem Gipfel, befindet sich die regional äußerst bekannte und beliebte Stepbergalm. Von hier aus kann man einen wunderbaren Ausblick auf das idyllische Wettersteingebirge mitsamt der Zugspitze genießen. Die Almhütte selbst hat jedes Jahr von Mai bis etwa Ende Oktober geöffnet. Eine Möglichkeit zur Übernachtung gibt es hier zwar nicht, doch die Familie Ostler, welche die Stepbergalm betreibt, bietet Gästen eine reichhaltige Getränke- und Speisenkarte. Dazu gehören etwa Käse- und Speckbrote, Tagessuppen oder frischer Kaiserschmarrn mit Apfelmus.
Butter und Topfen (der bayrische und österreichische Begriff für Quark) werden im Sommer auf der Alm, auf welcher sich rund 480 Schafe sowie einige Jungrinder und Kühe befinden, selbst hergestellt. Ein Besuch und eine entspannende Pause während der Wanderung zum Gipfel des Hohen Ziegspitz lohnen sich also in jedem Fall.
Beim Abstieg empfehle ich auf jeden Fall die Route über das sogenannte Gelbe Gwänd, allein schon aufgrund der eigenwilligen gelblichen Felsen vor Ort. Nach dieser kleinen Schlucht ist es auch nicht mehr allzu weit bis zum Fuße des Hohen Ziegspitz, dem Parkplatz oder auch dem örtlichen Tierheim.
Hoffentlich konnte ich Euch mit diesem kleinen Bericht über den Hohen Ziegspitz, dem kleineren „Underdog“ neben der geradezu legendären und allseits bekannten Zugspitze, einen Eindruck über die Schönheit dieses Berges und dieser Wanderroute vermitteln können.